In Bayern ist eine Ausgangsbeschränkung verhängt worden. Personen außerhalb der häuslichen Gemeinschaft können sich bis auf weiteres nicht mehr treffen. Da der Kontakt zu Freunden nicht abbrechen soll, sind die sozialen Medien begehrter als zuvor, denn was zuvor schon einen prägenden Reiz in der Jugend ausgemacht hat, nimmt nun eine ganz andere Rolle ein.
Das Projekt „Gestellte Realität“ wurde im Dezember 2019 und somit vor der Krise begonnen. In diesem Projekt geht es um Risiken der sozialen Plattformen. Denn die dort gezeigten Bilder haben oftmals nichts mehr mit dem realen Erscheinungsbild zu tun. Sie werden bearbeitet, Filter verwendet und diese dann hochgeladen, um „Likes“ zu generieren.
Es wird immer schwieriger zu unterscheiden, was lediglich für diese Plattformen geschaffen ist und was der Realität entspricht.
Pickel werden entfernt, die Augen für den süßen Bambi-Blick entsprechend vergrößert und eine perfekte Pose ausgesucht, die auch noch die letzten Pfündchen versteckt.
Was bedeutet das jedoch für Heranwachsende in der Realität?
Es wird ein unrealistisches Bild und Leben angestrebt. Jede/r versucht nur das Beste abzulichten, was den Schein erweckt, alle außer einem selbst seien perfekt. Genau diese Problematik versucht das Projekt „Gestellte Realität“ aufzugreifen und zu verbildlichen. Denn bilden sich dann doch mal Pickel, ist schnell die Meinung vertreten, man sei die/der Einzige. Der Druck, innerhalb dieser sensiblen Zeit, der Pubertät, ist somit immens groß.
Gemeinsam mit der Fotografin Franziska Jäckisch haben sich Jugendliche freiwillig gemeldet, um diese Problematik aufzuarbeiten. Erst wurden theoretische Inhalte, wie Vor- und Nachteile der sozialen Plattformen, Fotobearbeitungsprogramme und Fake News, besprochen. Auch sensible Inhalte wie Sexismus und Stigmata auf solchen Plattformen wurden thematisiert. Die Jugendlichen hatten die Möglichkeit, sich selbst an der Kamera auszuprobieren und durften eigene Erfahrungen mit dem Druck auf sozialen Plattformen schildern.
Auf Basis der eigenen Erfahrungen haben sich die Heranwachsenden Posen ausgedacht, die ihre eigenen Erlebnisse wiederspiegeln. Diese wurden dann mit der Unterstützung von Franziska Jäckisch und der Visagistin Simone Büttner professionell aufgearbietet.
Nachgehend sollen die Bilder mit persönlichen Erfahrungsberichten als Ausstellung zur Verfügung gestellt werden. Das Projekt hat einen tiefgründigen Aufklärungscharakter, da die Jugendlichen ihren eigenen Druck zum Ausdruck bringen konnten.